Lieber Tagesanzeiger

Es sind die kleinen Worte, die in diesem Artikel deine Rolle im Getriebe des Weltgeschehens offenbaren. Sie ist dabei nicht ehrbar. Im Gegenteil: Durch Meinungsmanipulation greifst du aktiv ins Weltgeschehen ein, statt die sich entwickelnden Ereignisse unvoreingenommen zu fassen, zu beleuchten und zu deuten.

„Corona-Skeptiker“ nennst du diejenigen Menschen, die samstags auf dem Sechseläutenplatz für die Wiederherstellung der Verfassungsrechte ein sichtbares Zeichen setzen wollen. Im doppelten Sinn stiftest du mit dieser Wortschöpfung Unfriede und Verwirrung:

Durch den „Skeptiker“-Teil diffamierst du die Menschen auf dem Platz. Dieses früher wertoffene Wort hat in der Klimadiskussion längst seine Unschuld verloren und kommt dort schon einer Beschimpfung gleich. Wie oft hast du selbst in jenem Zusammenhang dieses Wort ins Negative umgebogen!

Mit dem „Corona“-Teil unterstellst du ihnen ein Motiv, das du nicht kennst. Sie würden auf die Strasse gehen, weil sie nicht glauben, dass ein Virus die weltweite Krise ausgelöst habe, dass sie nicht sehen würden, wie Menschen sterben oder von Krankheit betroffen seien, dass für sie hinter Corona vielleicht sogar eine dunkle Elite stehen könnte.

Auf ihren Transparenten und in den Interviews werden sehr vielfältige Gründe für ihre Teilnahme an der Mahnwache erkennbar. Mit der diffamierenden Verallgemeinerung, die der Autor in seinem Artikel macht, knetet er die Pluralität zu einer Einheit zusammen, die es so nicht gibt und die verwerflichen Gründen folgen würde. Er pflanzt den Ereignissen unwahre Motive ein. Dies ist Manipulation – oder mit einem anderen, im Tagesanzeiger häufig benutzten Wort: Dies ist Verschwörung.

Damit treibst du ungeniert deinen trennenden Keil weiter in die Gesellschaft: Die „Guten“ ins Töpfchen und eben die „Corona-Skeptiker“ ins Kröpfchen!

Es ist Zeit, damit aufzuhören.

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