Daniel Boissonnas
M-strasse 13
8633 W.
Tages Anzeiger
Werdstrasse 21
8021 Zürich
Wetzikon, 12. August 2020
Sehr geehrter Damen und Herren
Einst war ich stolzer Tagesanzeiger-Leser. Jeden Tag freute ich mich über die unabhängige, differenzierte, vielseitige Berichterstattung und grenzte mich damit ab von anderen Gemeinschaften, wie den «NZZ-Lesern» oder den «Blick-Lesern». Seit einigen Monaten nun ist die Liebe zum Tagi geschwunden. Ihr Blatt verbreitet bei vielen wichtigen Tagesthemen unreflektierte, undifferenzierte, konsensorientierte Meinungseinheit. Ich aber bin ein unabhängiger Mensch und suche eine ebensolche Zeitung, die mich breit, widersprüchlich, offen, faktenbasiert, kritisch informiert. Stattdessen werde ich von Ihnen als mitdenkender Zeitgenosse als «xy-Kritiker», «yz-Leugner» und «Verschwörungsirgendwas» diffamiert, beleidigt und entwürdigt. Täglich kränken Sie meinen freien Geist. Andere Meinungen scheinen nicht mehr zum Gesamtwohl der Gesellschaft beizutragen.
So kann die Liebe nicht weitergehen und ich kündige das Abo nun ganz, auch die digitale Version Ihres Blattes möchte ich nicht mehr lesen. Die Zeit ist vorbei unsere Wege trennen sich.
Vielleicht kommen Sie einmal wieder auf Ihre ursprünglichen Werte zurück, eine unabhängige Tageszeitung zu sein, wie es täglich in der ersten Zeile Ihrer Titelseite gedruckt steht. Das wünsche ich Ihnen und das wünsche ich der Demokratie.
Zur freundlichen Kenntnisnahme.
Mit enttäuschtem Herzen
D. Boissonnas
P.S.: Bitte schicken Sie mir in der Kündigungsbestätigung keine Formulierungen, wie «wir bedauern» oder ähnliches. Wenn Sie mir etwas Gutes zum Abschied mitgeben wollen, dann weisen Sie auf die Gründe hin, warum Sie zurzeit keine freie Zeitung mehr sein können.