Aus der Bedrohung in die Kraft

Wie kann es uns gelingen, aus dem schwächenden Gefühl des Bedrohtseins herauszukommen und stattdessen dem kräftigenden Gefühl des Herausgefordertseins Platz zu machen?

Naguib Mahfouz, ägyptischer Schriftsteller

Die Bedrohung bedroht immer etwas, das uns eigen ist. Zum Bespiel fühlen wir unsere Gesundheit oder gar unser Leben durch einen krankmachenden Erreger bedroht, unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit wegen drohender oder eingetretener Insolvenz und Verlust des Arbeitsplatzes oder wir sehen unsere Freiheit bedroht, weil fremde Entscheidungsträger tief in unsere Autonomie eingreifen.

Unser Blick heftet sich an den drohenden Verlust. Die Vorstellung, in naher Zukunft einmal die Gesundheit, Unabhängigkeit oder Freiheit oder anderes nicht mehr zu haben, macht uns in der Regel grosse Angst. Wir können uns ein Leben ohne diese Dinge kaum vorstellen und wir bleiben mit unserem inneren Blick am zu Verlierenden hängen. Wie gebannt schauen wir mit ängstlicher Ohnmacht auf die Bedrohung. Der Verlust oder die Angst davor zieht uns runter, raubt uns die Kräfte und schwächt und kränkt uns dadurch.

Erst wenn wir in die Selbstreflexion gehen und erkennen, dass es sich bei allem, was wir verlieren könnten, nicht um unser Eigentlichstes handelt, sondern um äussere Dinge, an denen wir hängen, können wir uns wandeln. Es liegt keine Macht in den Bedrohungen. Wir meinen bloss, dass wir ohne diese Dinge, die wir verlieren, nicht mehr sein könnten. Wir haften oft so stark daran, dass wir uns eins fühlen mit ihnen und ohne ihren Besitz meinen, nichts mehr zu sein und als lösten wir uns mit dem Dahinschwinden von Gesundheit, Freiheit oder ökonomischen Unabhängigkeit gleich auch selber mit auf. Die Angst hält uns in ihren Klauen und frisst uns auf. Aber auch darin liegt keine Macht.

Dabei geht es nicht darum, dass diese Dinge, die ich verlieren könnte, unbedeutend oder sinn- und wertlos wären. Ganz im Gegenteil, sie ermöglichen uns das Leben auf der Erde. Ihr Verlust ist äusserst schmerzlich und traurig. Dennoch sind wir sie nicht selber, sondern haben sie zur verantwortungsvollen Verfügung. Spätesten mit dem eigenen Tod schwinden sie dahin. Ihr Besitz ist bloss zeitlich.

Der drohende Verlust weist uns darauf hin oder zwingt uns gewissermassen, dem Leben unter den veränderten Bedingungen eine neue Bedeutung, einen neuen Sinn, einen neuen Inhalt beizumessen. Dies können wir schöpferisch dank unserer gedanklichen Gestaltungskraft tun. Ich bin die Kraft in mir. Nicht immer können wir darüber verfügen, was uns von aussen begegnet. Aber immer habe wir die Freiheit mitzugestalten, welchen Bezug wir dazu einnehmen wollen.

Wenn wir angeregt durch den drohenden Verlust unseren eigenen Gestaltungskräften auf die Spur kommen, ändert sich unser Blick auf das Leben: Die passiv zu erleidende Bedrohung wird zur Herausforderung. Aktiv können wir lernen unsere ureigensten Schöpferkräfte in der Welt im Rahmen des Möglichen anzuwenden. Folgender Spruch von Rudolf Steiner kann uns auf diesem Weg unterstützen:

Dass Du die Kraft in dir erkennen mögest:
Sei stille und erkenne,
Dass Ich die Kraft in dir bin.
Es ist keine Macht in den Umständen
Es ist keine Macht im Persönlichen
Es ist nur Kraft in Mir, der ich
Dein Urwesen bin.

(1913 oder später)

Wer manipuliert die Welt wirklich?

Wer sich dazu aufschwingen kann, hinter dem aktuellen Geschehen in der Welt manipulativ wirkende Elemente erkennen zu wollen, findet in dem verlinkten Video von Axel Burkart grundlegende Hinweise und Denkanstösse. Der Geist der Lüge, der Angst und der Unfreiheit wirkt in allen Menschen. Es ist sein Auftrag. Er gibt uns damit die Möglichkeit zur Freiheit. Ihn als wirkendes Wesen zu erkennen und zu enttarnen ist die drängendste Aufgabe unserer Zeit.

Ob man sich selber dazu bekennen mag oder nicht, sei jedem selbst und seinem eigenen Erkenntnisstreben überlassen. Dies liegt in der eigenen Freiheit.

Die Welt ist nicht meine Vorstellung

Arthur Schopenhauer beginnt sein Werk: „Die Welt als Wille und Vorstellung“ mit dem scheinbaren Fundamentalsatz, sozusagen als „Wahrheit, a priori“:

»Die Welt ist meine Vorstellung:« – dies ist die Wahrheit…

Schopenhauer verdichtet in den ersten fünf Wörtern seines Satzes in genialer Weise die Behauptung mancher Erkenntnis-Philosophen, die dicke Bände zu dessen Begründung geschrieben haben (z.B. Kant, Hartmann, Volkelt).

Der zugrundeliegende Gedankengang ist einfach: Durch die Beobachtung, dass unsere Sinne und die damit verbundenen Nervenbahnen sowie das Gehirn unsere Wahrnehmungen modifizieren, glaubte man, von der Realität, die auf unsere Sinne wirkt, nichts mehr wissen zu können und dass stattdessen einzig ein Bewusstsein der durch die Organe bewirkten Umwandlungsprozesse möglich wäre.

Eine der Widerlegungen lautet so: Um irgend ein Ding der Realität als „Vorstellung“ klassifizieren zu können, benötigen wir eine Vergleichsgrösse. Diese darf nicht auch „Vorstellung“ sein, denn wenn alles nur *Vorstellung“ wäre, würde ich sie nicht als solche erkennen können. Ich käme gar nicht auf die Idee, dass es etwas anderes gäbe, als eben das, was ich mit „Vorstellung“ bezeichne. Es muss also, um die Behauptung stützen zu können, etwas geben, was in Differenz zu „Vorstellung“ steht. Ich muss, um eine verlässliche Aussage machen zu können, auf irgend einem festem Boden stehen, um die Welt als meine Vorstellung erkennen zu können.

Nachdem aber die Welt meine Vorstellung ist, wie behauptet wird, gibt es nichts anderes mehr als Vorstellungen. Somit verkommt die Satzaussage, die ja ebenfalls innerhalb der vorgestellten Welt steht, selber zur Vorstellung. Sobald ich dies erkenne, verliert die Aussage ihre Gültigkeit. Ich kann nicht allen Ernstes behaupten, dass die Vorstellung von der vorgestellten Welt eine reale Gültigkeit haben soll.

Hätte Schopenhauer dies erkannt und an den Anfang seines Buches den Satz hingestellt:

»Die vorgestellte Welt ist meine Vorstellung«

hätte er sich die restliche Schreibarbeit ersparen können, da diese Aussage trivial ist. Ohne das Vorhandensein einer Wirklichkeit kann ich keine gültigen Aussagen über die Welt machen. Sobald er die Welt als seine Vorstellung bestimmt, entschwindet sie ihm und entzieht ihm damit den festen Boden für weitere verlässliche Aussagen. Sein Buch wäre einiges dünner geworden!

In Kürzestfassung liesse sich die Kritik an Schopenhauers Philosophie-Fundament etwa so zusammenfassen:

»Die Welt ist meine Vorstellung:« – Welche Welt?

Die Wirklichkeit ist nicht meine Vorstellung

Widerlegung eines weitverbreiteten Vorurteils über die Erkenntnisfähigkeit

Hier das Video zu diesem Beitrag (2:36):

Denken wir in dieser Logik einmal weiter:

Wir haben also erkannt, dass die Aussenwelt nur in meinem Inneren existiert, ja selbst die eingangs postulierten elektromagnetischen Wellen nur meiner Vorstellung entspringen. Also muss ich auch davon ausgehen, dass selbst mein Organismus mit Auge, Sehnerv, Gehirn usw. ebenfalls nur eine vorgestellte Konstruktion meiner Innenwelt ist.

Beziehe ich nun das zuvor bewiesene Ergebnis mit ein, dann sieht die Beweisführung folgendermassen aus: Die Vorstellung einer Aussenwelt wirkt durch meine Vorstellung von elektromagnetischen Strahlen auf mein vorgestelltes Auge, wo sie durch zahlreiche nur in der Vorstellung existierende Prozesse und Organe ins Gehirn geleitet und zuletzt (durch einen noch unbekannten Prozess) in die Vorstellung der Aussenwelt verwandelt werden.

Damit ist alles reine Vorstellung geworden und nichts mehr existiert ausser diese Vorstellungen.

Die Beweisführung startet aber mit einer äusseren, vorausgesetzten Wirklichkeit (die Wirklichkeit, die auf mein Auge wirkt), welche es am Ende der Gedankenkette aber nicht mehr gibt.

Der Beweis widerlegt seine eigene Voraussetzung.

Er fällt in sich zusammen und ist unbrauchbar. Immanuel Kant, der die Idee der Welt als meine Vorstellung zu ihrem Höhepunkt führte, ist widerlegt.

Diese Widerlegung wurde vor ca. 140 Jahre durch Dr. Rudolf Steiner in seinen Erkenntnistheoretischen Werken beschrieben. Immer noch geistert Kant durch die Köpfe der heutigen Philosophen. Zeit also, die Gegenargumente zur Kenntnis zu nehmen.