Jedes Wissen, das ich mir aneigne, muss frei von äusseren Zwecken sein.
Das bedeutet, dass jegliches Wissen seinen Inhalt aus sich selbst erhalten muss. Was ich zu meinem Bildungsinhalt mache, erhält seine Substanz nicht von Motiven, die ausserhalb von diesem selbst liegen, sondern nur durch seine eigene Bestimmung.
Dem pythagoräischen Lehrsatz ist es egal, ob ich ihn nützlich oder unnütz finde.
Im Gegenteil: Motive, die nicht innerhalb der Bestimmung des Bildungsinhalts selbst liegen, drohen diesen zu korrumpieren.
Wird ein Geschichtsbuch zwecks einer bestimmten Deutung geschrieben, so wird das ehrliche Ringen um Wahrheit auf der Strecke bleiben.
Das anteilnehmende Beobachten der zu erforschenden Sache selbst, darf allein Richtschnur der Wissensvermehrung sein. So ist auch Interesselosigkeit ein der Sache äusserliches Motiv. Ohne Interesse sein bedeutet, sich nicht mit der Sache selbst zu verbinden, also ausserhalb und der Sache Fremd zu bleiben. Dabei können die Gründe für die Interesselosigkeit vielfältig sein: Unlust, keine Zeit, keine Kraft, kein Lohn, Angst vor den Konsequenzen der Erkenntnis etc. Das Interesse an der inhaltlichen Durchdringung einer Sache dagegen ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Wissensbildung. Sich interessieren bedeutet hier: in die Sache hineingehen.
Mit der Notengebung korrumpiert das heutige Schulsystem beides:
Das Motiv für Noten zu lernen ist ein dem Wissenserwerb Äusserliches; das Interesse für den Inhalt wird von diesem abgezogen.